Home Termine / AktuellesAktuelles SELVA

Ausbildung | Holzmarkt | Verband & PolitikLesezeit 5 min.

Forum: Wald und Holz 2030

Rund 90 Branchenvertreter und Interessierte aus der Wald- und Holzbranche sowie der Politik und Wirtschaft trafen sich am Dienstag, 21. Januar 2025 im Valbella Resort zum Forum: Wald und Holz 2030. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und bot eine Plattform für den Austausch und Wissensvermittlung zur Zukunft der Wald- und Holzbranche im Kanton Graubünden.

«Das ist die Zukunft!», mit diesen bedeutenden Worten begrüsste Peter Flütsch, Präsident von Graubünden Holz, die Teilnehmenden zum Forum: Wald und Holz 2030 in Valbella. Die Anwesenden staunten noch über den Einstimmungsfilm «Aus der Tradition zur modernen Timber Industrie», welcher eigens für das Forum hergestellt wurde. Das Forum stand unter dem Leitthema „Wald und Holz – der systemrelevante Teil der nachhaltigen Entwicklung im Kanton Graubünden“ und bot spannende Einblicke und Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen und Chancen der Branche.

Für die Medienmitteilung von Graubünden Holz & Bilder zum Anlass bitte hier>>>

Die Präsidentin der SELVA und Nationalrätin Anna Giacometti zeigte nach der Begrüssung den Teilnehmenden in folgenden Worten eindrücklich auf, welche Bedeutung Wald und Holz im Kanton Graubünden einnimmt:

"Der Waldeigentümer pflegt seinen Wald, hält ihn gesund, vielfältig und für alle zugänglich. Mit einer nachhaltigen Nutzung oder besser gesagt Waldpflege erhalten wir unseren Wald langfristig.

Ein gesunder Wald ist wissenschaftlich erwiesen immer noch der beste Schutz vor Lawinen unterhalb der Baumgrenze und damit der ökologisch einzig richtige Schutz im kantonalen Siedlungsraum. Der Wald sorgt somit dafür, dass Leben und Arbeiten in Graubünden sicher und zuverlässig möglich ist, indem Dörfer, Strassen und Schienen vor Murgängen und Lawinen geschützt werden.

Gerade das kantonale Regierungsprogramm 2025-2028 betont die Verantwortung der Wald- und Holzbranche für den Lebensraum und für den Tourismus in Graubünden.
Der Rohstoff Holz ist aber so viel mehr als ein «ökologisches Material zur Eindämmung» von Naturgefahren. Graubünden ist der waldreichste Kanton der Schweiz, doch trotz dieses Reichtums nutzen wir die Potenziale des Waldes für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt noch nicht ausreichend.
Das Holz, dass in unseren Wäldern wächst, könnte viel stärker regionale Wertschöpfung generieren. Das Holzfluss-Diagramm Graubünden 2022 zeigt den geringen Einschnitt von nur 8% des sägefähigen Holzes auf. Graubünden hat die Ressourcen, aber leider fehlen die innovativen, zukunftsgerichteten Weiterverarbeitungskapazitäten.

Der Kanton ist noch nicht ausreichend in der Veredelung von Holzprodukten aktiv.
Andere Kantone, wie etwa St. Gallen, die Zentralschweiz oder Bern und Freiburg, sind weiter entwickelt, wenn es darum geht, Holz nicht nur zu ernten, sondern auch zu hochwertigeren Produkten zu verarbeiten. In diesen Kantonen wird auf den erreichten Erfolgen nicht ausgeruht, sondern es wird mit teilweise signifikanter kantonaler Unterstützung weiter an der Erhöhung der Wertschöpfung gearbeitet.
Im Rahmen der kantonalen GreenDeal-Offensive muss der Rohstoff Holz den elementaren Bestandteil der Offensive darstellen - weil er ein ortsgebundener, authentischer, typisch bündner Rohstoff ist!

Durch den Schulterschluss mit „Bildung & Forschung“ können innovative Produkte für die nachhaltige Entwicklung des Lebens- und Arbeitsraums GR geschaffen werden.

Warum nutzt Graubünden das Potenzial des Holzsektors nicht aus?
Für die Verarbeitung von Holz zu hochwertigen Produkten für den neuen, zukünftigen städtebaulichen, kreislauffähigen Holzbau braucht es neue, innovative Produkte für Tragwerks- und Fassadenteile. In Graubünden sollte diese Entwicklung durch Anreize für Investitionen in moderne und technologische Innovationen vorangetrieben werden. Mit diesen Anreizen für Innovationen, gemeinsam mit den Bildungsinstitutionen im Kanton und einer darauf aufbauenden Internationalisierungsoffensive, könnte nicht nur die Wertschöpfung erhöht, sondern auch qualifizierte Arbeitsplätze in der Region gehalten und zusätzlich moderne, neue Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung für den Kanton geschaffen werden.

Ein weiteres ungenutztes Potenzial ist die Restholzverwertung. Ob zu wertvoller Pflanzenkohle, wie sie die Firma Inkoh in Landquart in grossen Mengen produziert, oder die Firma CarboRefine aus Untervaz, welche demnächst mit einem fortschrittlichen Bioraffinerieprozess, der Restholz zu hochwertigen, erneuerbaren Produkten umwandelt, welche dann in der Landwirtschaft oder der Baubranche eingesetzt werden.

Wir werden die Netto-Null-2050-Ziele nicht erreichen, wenn wir das Zeitalter der Ölheizungen nicht umgehend verlassen und auf Holz-Bioenergie mit Pellets setzen. Aber wir setzen dies in Graubünden bislang in viel zu geringem Umfang um. Die Hauptthematik ist: Wenn wir unseren Rohstoff Holz nicht bei uns einschneiden, sondern ins benachbarte Ausland oder in die übrige Schweiz verkaufen, wird auch ca. 40% des wertvollen Restholzes weggegeben und anschliessend veredelt wieder zurückgekauft.
Das ist unsinnig und absurd!

Es wäre ausserdem ein grosser Fehler den wertvollen Rohstoff Holz auf die Funktion als Energiequelle zu reduzieren.
Der Vorteil von Holz ist vielmehr, dass er in seiner wertschöpfungsorientierten Veredelung wertvolles Restholz für die Energiegewinnung abgibt und dadurch einen wertvollen Beitrag leistet, um die Klimaziele 2050 zu erreichen.
Graubünden hat es mit dem Tourismus vorgemacht: Trotz hoher Löhne und einer starken Währung sind wir heute dank hochwertiger, innovativer Angebote international konkurrenzfähig. Regionale Rahmenbedingungen werden genutzt und in Wert gesetzt, um langfristige Wertschöpfung sicherzustellen.

Es ist nun an der Zeit, die Potenziale des Waldes als wirtschaftliche Ressource zu begreifen.
Graubünden muss seine Rolle als nachhaltiger Holzveredler ausbauen und stärker in die innovative Weiterverarbeitung investieren. Mit der Entwicklung neuer Holzprodukte, der Förderung von Holzbauprojekten und dem Ausbau der Kaskadenwirtschaft werden in Graubünden Arbeitsplätze geschaffen und der CO₂-Ausstoß kann weiter gesenkt werden.

Die regionale Wertschöpfung wird steigen, wenn mehr Wert im Kanton selbst  geschaffen wird."

ähnliche News aus dem Wald