Bedeutung der Wald-Wild-Frage für die Bündner Waldeigentümer
Die Wald-Wild-Frage ist für die Waldeigentümerinnen und -eigentümer im Kanton Graubünden von zentraler Bedeutung, da sie sowohl ökologische als auch ökonomische Aspekte betrifft. Die Wechselwirkungen zwischen Wald und Wild sind komplex und haben weitreichende Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung, die Biodiversität und die wirtschaftliche Rentabilität der Wälder.
Die Verjüngung des Waldes mit standortsgerechten Baumarten ist unerlässlich für die nachhaltige Erfüllung der von der Gesellschaft nachgefragten Leistungen des Waldes: Schutz vor Naturgefahren bieten, eine hohe Biodiversität ermöglichen, den Rohstoff Holz liefern, Kohlenstoff speichern, attraktiver Erholungsraum bieten, Wasser speichern, Trinkwasser filtern, etc. Die Anpassung der Wälder an den rasch fortschreitenden Klimawandel erfordert zusätzlich eine Verjüngung mit Baumarten, die auch für das zukünftige Klima geeignet sind.
Eine der grössten Herausforderungen im Bündner Wald ist der in verschiedenen Regionen zu hohe Einfluss des Schalenwilds (Reh, Rothirsch, Gämse). Dieser verlangsamt oder verhindert das Aufkommen der natürlichen Verjüngung und gefährdet somit die nachhaltige Erfüllung wichtiger Waldleistungen.
Das Ziel muss es sein, langfristig nachhaltige und wirkungsvolle Lösungen für angepasste Wildbestände zu finden – Lösungen, die sowohl einen widerstandsfähigen Schutzwald zum Wohle der Allgemeinheit als auch die Interessen der Waldeigentümerinnen und -eigentümer in Einklang bringen.

Weisstanne, Foto: Bergwaldprojekt
Position & Strategie der SELVA
Die Vorstandsarbeit richtet sich nach dem Positionspapier der SELVA zum Thema Wald-Wild «Gemeinsam für einen vitalen Wald», welches an der Generalversammlung 2020 von den Mitgliedern verabschiedet wurde.
Die «Strategie Lebensraum Wald-Wild 2021» (LWW 21) der Regierung des Kantons Graubünden ist wegweisend und zu unterstützen. Dabei wird die erbrachte Leistung der Jägerinnen und Jäger sowie der beiden beteiligten Amtsstellen anerkannt und als sehr wichtige Unterstützung betrachtet. Der Fokus liegt primär auf der vorhandenen zukunftsfähigen Verjüngung und sekundär auf den Bestandesgrössen der Wildtierpopulationen.
Zusätzlich gelten als Richtlinie die Forderungen aus der GV 2021, 2022 und 2023 bezüglich Themen wie die Prüfung der Zielerreichung der Strategie und der LWW 21, die Aufwände für Wildschadenverhütung, die Luchspopulation oder die Berücksichtigung der klimafitten Baumarten.
Die Wald-Wild-Berichte des Amtes für Wald und Naturgefahren (AWN GR) und des Amtes für Jagd und Fischerei (AJF GR), die Wildschadenerhebungen des AWN GR und der Forstbetriebe, die Wildbestandserhebungen sowie die Ergebnisse der Jagden sind entscheidende Faktoren für die Beurteilung und Sicherstellung angepasster Wildbestände.
Es bleibt festzuhalten, dass der Einfluss des Schalenwilds auf die Waldverjüngung in verschiedenen Regionen weiterhin auf einem sehr hohen Niveau liegt.
SELVA Wald-Wild Strategie 2022-2026 hier>>>

Stellungnahmen der SELVA
Es wurden folgende Stellungnahmen öffentlich gemacht oder dem Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität Graubünden (DIEM) bzw. dem AWN GR und AJF GR zugestellt.
Stellungnahmen 2024
- Schreiben an das DIEM zur Sonderjagd 2024: Abschussziele wiederum nicht erfüllt. hier>>>
- Stellungnahme Dezember 2024 zum Wildschutzzaun um den Schutzwald «Uaul Puzzastg» in der Gemeinde Sumvitg: Diese Art von Wildschutzzaun muss eine Ausnahme bleiben. hier>>>
- Stellungnahme November 2024 zum irrtümlichen Abschuss von drei Luchsen: Unterstützung einer Ersatzaussetzung von Luchsen für genetisch stabile Bestände. hier>>>
- Stellungnahme Juni 2024 zum Bericht «Situation Schäden durch Schalenwild im Wald, Einschätzung Frühjahr 2024». Die SELVA zeigt sich besorgt. hier>>>
Informationen und Links

Waldverjüngung unter Druck - es besteht akuter Handlungsbedarf
Die Verjüngung des Waldes ist unerlässlich für die nachhaltige Erfüllung der von der Gesellschaft nachgefragten Leistungen des Waldes: Dass er Schutz vor Naturgefahren bietet, eine hohe Biodiversität ermöglicht, den Rohstoff Holz liefert, Kohlenstoff speichert, attraktiver Erholungsraum ist, Wasser speichert, Trinkwasser filtert, etc. Die Anpassung der Wälder an den rasch fortschreitenden Klimawandel erfordert zusätzlich eine Verjüngung mit Baumarten, welche auch für das zukünftige Klima geeignet sind.
Kantonale Strategie "Lebensraum Wald-Wild 2021 "
Ein gesunder und gut strukturierter Schutzwald gewährleistet der Bündner Bevölkerung nachhaltige Sicherheit. Dieser Wald ist gleichzeitig auch der Lebensraum vieler Wildtiere, welche natürlicherweise Spuren hinterlassen. Die Wildschäden im Wald sind in verschiedenen Regionen im Kanton Graubünden gross und haben in den letzten Jahren zugenommen. Diese Ausgangslage birgt ein erkanntes Konfliktpotenzial.
Die Regierung legt mit der Strategie «Lebensraum Wald-Wild 2021» fest, wie diese Situation verbessert werden soll. Die Strategie soll die übergeordneten Leitlinien für den Umgang mit den Wald-Wild-Konflikten definieren. Zur Lösung der Konflikte wurden zehn Ziele und insgesamt 40 Massnahmen definiert. In Fünfjahresschritten soll sich im Zeithorizont bis 2035 der Waldzustand etappenweise verbessern und die natürliche Waldverjüngung wieder möglich werden.

Wald in Fidaz, Foto: SELVA Archiv
Wald-Wild-Berichte
Die Beurteilung der längerfristigen Wildschaden-Situation und die Planung von Massnahmen zur Verbesserung der Situation erfolgt mittels eines sogenannten Wald-Wild-Konzepts. Im Kanton Graubünden werden zu diesem Zweck regionale Wald-Wild-Berichte erarbeitet. Seit dem Jahr 2018 werden die in den Jahren 2003 bis 2012 erarbeiteten Wald-Wild-Berichte überprüft und revidiert.
Wildeinfluss und Wildschaden
Der Wald ist ein wichtiger Lebensraum des einheimischen Schalenwilds. Als Wildeinfluss wird die Einwirkung des Schalenwilds auf seine Umgebung bezeichnet, welche durch Verbiss, Schälen oder Fegen an Jungpflanzen erfolgt. Übersteigt der Wildeinfluss eine bestimmte Grenze, welche sich lokal stark unterscheiden kann, und ist die Erfüllung der Waldfunktion dadurch nicht nachhaltig sichergestellt, so spricht man von einem Wildschaden.
Die 2-jährlich durchgeführte flächendeckende Beurteilung des Wildeinflusses und die Identifizierung der Wildschaden-Flächen (in den Wald-Wild-Berichten als Problem- und Handlungsflächen bezeichnet) basiert auf einer Vielzahl von Erhebungen mit verschiedenen Erhebungsmethoden.
Aktuelle Situation in Graubünden
Das Amt für Wald und Naturgefahren erstellt auf Grundlage der Beurteilung des Wildeinflusses und den Wald-Wild-Berichten eine jährliche Einschätzung der Wald-Wild-Situation.